Eine turbulente Saison in der dritten Liga hatte für den 1. FC Kaiserslautern einen doch noch glücklichen Ausgang. Viel wurde und wird jetzt noch diskutiert. Welche Spiele gehen, welche kommen und wie wird sich das Team für die neue Saison gestalten. Was aber passiert bzw. passierte in dieser Situation mit dem Nachwuchs? Das Stadtecho besuchte das Nachwuchsleistungszentrum um vom Leiter des NLZ, Uwe Scherr, die derzeitige Lage zu erfahren. Mit dabei war auch der organisatorische Leiter des NLZ, Dirk Walter.
Stadtecho: Uwe Scherr, seit dem August 2020 bist Du (wir kennen uns persönlich) jetzt in Kaiserslautern beim Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Kaiserslautern. Wie fühlst Du dich? Unabhängig der derzeitigen Pandemie.
Uwe Scherr: Ich wurde ganz hervorragend aufgenommen. Mir wurde es auch sehr einfach gemacht und ich bin auf ein funktionierendes Team gestoßen. Ich bin sehr glücklich diesen Schritt gemacht zu haben. Eine richtige Entscheidung da ich sehe, dass hier etwas entsteht.
Stadtecho: Waren viele Änderungen notwendig oder fandest Du ein gut geführtes NLZ vor?
Uwe Scherr: Da muss ich gleich alle Kollegen loben. Der organisatorische Leiter Dirk Walter leistet hervorragende Arbeit. Alle Strukturen stimmen, das zeigen auch die Ergebnisse bei den Zertifizierungen der letzten Jahre. Meine ersten Aufgaben bestanden darin das sportliche zu optimieren. Dies ist ein längerer Prozess daher sind wir hier tag täglich dran. Den Trainern auch hier ein riesiges Lob die in dieser schwierigen Situation sich sehr engagieren.
Stadtecho: Bei den Profis gibt es ja jetzt schon den dritten Trainer. Wirkt sich das auch auf die Arbeit im NLZ und auch im Training aus?
Uwe Scherr: Im Moment wegen der anhaltenden Pandemie mit den damit verbundenen Testungen, wirkt sich dies nicht so sehr aus. Der Kontakt bzw. Austausch wird dadurch gering gehalten. Mit dem neuen Geschäftsführer Sport, Thomas Hengen, besteht ein sehr enger Austausch und eine fast tägliche Kommunikation. Wir wollen die Philosophie des Trainers und der sportlichen Leitung so schnell wie möglich umsetzen.
Stadtecho: Pandemie, Trainingsverbot sowie Saisonabbruch. Welche Konsequenzen hat das im gesamten Jugendbereich im NLZ?
Uwe Scherr: Im Leistungsbereich ab U15 bis zur U21 sind wir ja noch privilegiert und dürfen unter Einhaltung unseres strengen Hygienekonzepts trainieren. Viele Vereine können das ja seit Oktober letzten Jahres nicht mehr. Natürlich sind wir hier sehr froh ein Training gestalten zu können. Was natürlich nicht so gut war: das Training im Grundlagenbereich, U10 bis U14, konnte nicht stattfinden. Das ist ein wichtiges Alter was die Grundlagen betrifft. Viele Automatismen verfestigen sich im Gehirn und da müssen wir jetzt sehr geduldig sein dies in der nächsten Zeit aufzuholen. In den Beurteilungen werden wir das natürlich berücksichtigen. Fast neun Monate haben die Kinder nicht auf dem Platz gestanden, ich denke das wird Auswirkungen haben.

Stadtecho: Gerade in den Nachwuchs Bundesligen U17/U19 fanden schon fast zehn Monate keine Spiele mehr statt. Es geht für einige jetzt ein Jahrgang höher. Wie schwer wird es denn für diese jungen Spieler?
Uwe Scherr: In diesem Bereich haben wir sehr viel aufgefangen mit Training und internen Spielen. Verschiedene Jahrgänge haben dann gegeneinander gespielt, so dass eine gewisse Spielpraxis vorhanden ist. Dadurch konnten wir gewisse Dinge abfedern. Ein sehr großes Kompliment gilt hier auch an die Trainer und auch an die Spieler die mit hervorragender Eigenmotivation derzeit unterwegs sind. Klar sehen wir in den Einheiten Dinge die nicht so funktionieren aber das beziehen wir auch in die Bewertungen mit ein.
Stadtecho: Andere Vereine habe die gleichen Probleme, wie kann aber der FCK konkurrenzfähig bleiben gegenüber den größeren Vereinen in der Region?
Uwe Scherr: Hier werden wir unserer Rolle gerecht. Wir verfügen über eine sehr hohe sportliche Qualität. Wir versuchen die besten Trainer mit den besten Talenten trainieren zu lassen, da legen wir den Fokus drauf. Ich merke bei vielen Gesprächen mit Spielern, Eltern und Beratern, dass der FCK im Nachwuchsbereich noch einen sehr guten Ruf genießt und verspüren die Unterstützung vom Geschäftsführer Sport, Thomas Hengen. Spieler entscheiden sich auch für das NLZ da die Eltern immer noch eine Affinität zum FCK haben.
Stadtecho: Wie belastete denn die Situation der Profis das Team im Nachwuchsleistungszentrum?
Dirk Walter: Als Mitarbeiter ist man ja auch Fan und leidet mit. Und die Belastung richtete sich ja an alle Mitarbeiter, schließlich hängen viele Arbeitsplätze an dem Abschneiden der Profis. Alle kämpften zusammen an vielen Stellen.
Uwe Scherr: Durch die ausgeprägte Kommunikation mit Thomas Hengen merken wir, dass etwas entsteht und fieberten natürlich als Fan und auch als Angestellte mit. Wir sind auf einem richtigen Weg und unsere Aufgabe ist es, die Spieler so auszubilden dass sie ihren Teil dazu beitragen können, den FCK wieder dort hinzubringen, wo er hingehört.
Stadtecho: Auch das Scouting ist ja nicht so einfach in der Pandemie, keine Spiele, keine Beobachtungen. Wie geht ihr damit um?
Uwe Scherr: In dieser Situation sind wir alle auf unsere Netzwerke angewiesen. Wir sind gut vernetzt, haben unsere Hausaufgaben gemacht und haben in allen Jahrgängen sehr große Talente. Der eine oder andere wird in den kommenden Jahren bestimmt im Fritz Walter Stadion auflaufen.
Stadtecho: Wird es zur kommenden Saison im NLZ große Veränderungen geben was das Trainerteam betrifft?
Uwe Scherr: Im unteren Bereich wird es schon zu einer Fluktuation kommen. Dies ist aber den Berufen der Trainer geschuldet. Manche bekommen das zeitlich nicht mehr dargestellt. Beste Talente bedeutet für uns ja auch beste Trainer. Hier findet auch ein Austausch mit Thomas Hengen statt, um diese Positionen erfolgreich zu besetzen.
Stadtecho: Gibt es spezielle Wünsche für die nächste Zeit?
Dirk Walter: Die Pandemie in den Griff bekommen und schnellst möglich wieder Leben im NLZ haben. Training und Spiele für alle Jugendlichen und hoffentlich einen Start im September in eine neue Saison.
Uwe Scherr: Da schließe ich mich dem Dirk an. Des Weiteren will ich den FCK wieder vorne sehen, auf dem Platz muss wieder alles gegeben werden. Gesundheit für die Menschen und weiterhin viel Zufriedenheit.
Stadtecho: Vielen Dank euch Beiden für die Zeit und die ausführlichen Worte. Das Stadtecho hofft auf eine baldige Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs sowie eine erfolgreiche nächste Saison.